vorhergehender Beitrag

Inhaltsverzeichnis

nächster Beitrag


Hans-Joachim Hartlieb

  Meine Ankunft in den alten Bundesländern

  ((Notat der Redaktion nach einem vom Autor geschriebenen ausführlichen Lebenslauf: Geboren 1932, aufgewachsen in Liegnitz (Schlesien). Anfang 1945 Flucht nach Dresden. Dort beim großen Luftangriff zeitweise verschüttet. Nach Kriegsende Rückkehr in den Heimatort, um nach vielen schweren Erlebnissen von den polnischen Behörden ausgewiesen zu werden. Notaufnahme in Thüringen. Holte in einigen Monaten zwei verlorene Schuljahre nach und schaffte 1947 den Abschluß der achten Klasse. Lernte in Dresden-Gohlis Stahlbauschlosser (1950 Facharbeiterbrief). Von ehemaligen KZ-Häftlingen, Kommunisten und Sozialdemokraten, aufgeklärt über Ursachen des Krieges, Wesen des Imperialismus und erzogen zur Völkerfreundschaft trat er 1947 in den FDGB und die FDJ ein und wurde 1948 Mitglied der SED. Er haßte den Faschismus als den Urheber von soviel selbst erlebtem Leid, setzte sich mit ganzer Kraft für ein menschenwürdiges und sinnvolles Leben ein.

Am 1.September 1950 wurde er Angehöriger der Volkspolizei und beendete seine Dienstzeit nach 26 Jahren als Oberstleutnant der NVA. 1976 wurde er stellvertretender Bürgermeister in Bautzen, schied 1984 nach Differenzen mit der SED-Kreisleitung aus dem Amt und war für zwei Jahre Bürgermeister einer kleinen Gemeinde. Dann bewarb er sich beim Magistrat von Berlin und wurde stellvertretender Abteilungsleiter beim Rat des Stadtbezirks Hellersdorf, u. a. zuständig für Ausreisegenehmigungen in die BRD. In der Wendezeit wurde er wegen „politischer Erpressung“ angeklagt. Es gelang ihm, mit Unterstützung ehemaliger Ausreisender, die zu seinen Gunsten aussagten, die ganze Anklage zu Fall zu bringen. Im Dezember 1989 wurde er als „staatsnaher Mitarbeiter wegen politischer Unzuverlässigkeit“ in den Vorruhestand entlassen. Seit 1990 aktive Mitarbeit in der PDS. Teilnahme an Demonstrationen und Kundgebungen, u.a. für den Erhalt des Palastes der Republik. Bis zum Jugoslawien-Konflikt im Bundeswehrverband tätig, später „Isor“-Mitglied. Zahlreiche Protestschreiben und Petitionen an Bundestags- und Regierungsmitglieder. Unterstützung von darin unerfahrenen Bürgern beim Schreiben von Gesuchen und Ausfüllen von Fragebögen, aktiver Einsatz im Mieterbund (gegen Mietwucher), bei der Betreuung von Alten und Schwachen und beim Kampf gegen das Rentenstrafrecht.))

 

Im Mai 2001 überraschten mich mein Sohn Michael und meine Schwiegertochter Ines mit der Nachricht, daß sie erwogen, nach Konstanz am Bodensee umzusiedeln.

Ines war ehemalige Agraringenieurin im Kombinat für Industrielle Mast Ferdinandshof, wo sie als Lehrausbildungsleiterin nach der Wende mit einer Abfindung von 3 000 DM entlassen wurde. Später erfolgte eine Umschulung als Floristin und 1994 wurde sie Verkaufsangestellte des Baumarktes „Praktiker“ bei Zossen.

Michael, von Beruf Schlosser, wurde gleichfalls arbeitslos und fand nur vorübergehend Arbeitsstellen, u. a. als Lagerarbeiter und Landschaftsgärtner. Zumeist war er „Hausmann“, erlernte und versah alle „Hausfrauenarbeiten“, kümmerte sich um die beiden Töchter und war froh, daß seine Frau einigermaßen verdiente.

Ines zeigte sich im Baumarkt als technisch beschlagen, intelligent und wendig; sie arbeitete sich gut ein. Als 2001 in Konstanz ein neuer Baumarkt „Praktiker“ eröffnet wurde, bot ihr die Unternehmensleitung in dem neuen Objekt eine Stelle als Bereichsgruppenleiterin an. Eine solche Verbesserung reizte, und auch Michael hatte dort Aussicht auf Arbeit in seinem Beruf.

Zwei Monate später siedelte die Familie nach Rudolfzell/Bodensee über - von beiden Opas, ehemaligen Offizieren der NVA, trotz ihrer Strafrenten finanziell unterstützt.

Sohn Andreas war seit über einem Jahr ohne Arbeit, da ihn eine bayrische Firma, die hauptsächlich in den neuen Ländern baute, wegen Verschlechterung der Auftragslage mit einer Abfindung von 4 000 DM entlassen hatte.

Zufällig besuchte uns in Bautzen meine Nichte Karin mit ihrem Freund Achim (Mitglied der DKP und des Betriebsrates der Fa. Karmann, Osnabrück (Automobilbau, 7 000 Beschäftigte)). Genosse Achim erbot sich, Andreas in der Fa. Karmann unterzubringen, was auch per 1.9.2001 geschah. Die Probezeit wurde gut bestanden. Zwar ist die Arbeit am Band nicht leicht und auf Qualität wird streng geachtet, aber man zahlt einen relativ guten Lohn. Produziert werden Luxusautos (BMW, Mercedes) für den Export. Das Arbeitsteam ist international (Engländer, Türken, Jugoslawen, Polen, Spanier u. a.), der Betrieb modern und die Belegschaft zu 80 Prozent in der IG Metall organisiert! Es gibt betriebliche soziale Einrichtungen und die Gewerkschaftsleitung redet ein gewichtiges Wort bei der Verteidigung von Rechten der Arbeitnehmer. Das Arbeitsklima ist gut und gegenseitige Hilfe kein Fremdwort. Besonders hilfreich waren die kurdischen Kollegen.

Nun fuhr Andreas alle 14 Tage per Auto zu Frau und Eltern nach Bautzen (hin und zurück 1 300 km, 2- bis 3mal im Monat). Die erhöhten Benzinpreise (fast 1 000 DM monatlich) fraßen den Mehrverdienst wieder auf.

Und so erwogen wir bald, gemeinsam mit Sohn und Schwiegertochter, einen Umzug in die Gegend von Osnabrück! Den vollmundigen Beteuerungen vom „Aufbau Ost“ keinen Wert beimessend, suchten wir mit eigener Initiative passenden Wohnraum und fanden ihn mittels einer Internet-Anzeige.

Wenn mir jemand im Wendejahr 1989/90 gesagt hätte, daß ich einmal in den sogenannten „goldenen Westen“ ziehen würde, hätte ich ihn für unzurechnungsfähig erklärt.

Und wieder bewahrheiten sich die Aussprüche meines „Großen Vorsitzenden“ (vgl. Mao Tse-tung) Erich Honecker: „Jähe Wendungen sind nicht ausgeschlossen“ und „Wie das Leben so spielt...“. Diese Zitate haben - philosophisch gesehen - schon ihre Berechtigung; sie sind vielfältig durch praktische Lebenserfahrungen belegbar.

Kurzum: Da der gebetsmühlenhaft von Politikern in Ost und West heraufbeschworene „Aufschwung Ost“ nicht eintrat und zwei meiner Söhne mit ihren Familien trotz guter beruflicher Fähigkeiten durch ständig steigende Kosten und Arbeitslosigkeit in ihrer Existenz bedroht waren, (mein jüngster Sohn wollte sich schon das Leben nehmen, weil er sieben Monate lang von einer Westfirma um seinen Lohn betrogen wurde, und der älteste lebte ja schon - wie mitgeteilt - im Westen), und da der Strom guter, zumeist junger Fachkräfte von Ost nach West anhielt, wurde im Familienrat beschlossen, das Glück in den alten Bundesländern zu suchen. Wir dachten dabei an Existenzsicherung, bessere Arbeits- und Lebensbedingungen und bessere Ausbildungsmöglichkeiten für meine Enkelkinder nach der Schulzeit.

„Ossis“ sind flexibel, pfiffig und auch zu zeitweiligen Entbehrungen bereit, wenn es gilt, die Familien über Wasser zu halten und Geld zum Lebensunterhalt zu beschaffen - auch, wenn nötig - durch harte Arbeit und Überstunden In diesem Betracht sind die Jugendlichen aus den neuen Bundesländern, verglichen mit den westdeutschen, nicht zu schlagen.

Mein Sohn fand via Internet eine Wohnung, wie er sie sich immer gewünscht hatte: Einfamilienhaus, 8 km vom Arbeitsort entfernt, 100 m2, mit allem Wohnkomfort aus gestattet, Gartenterrasse, Kamin-Zimmer, großer Balkon, 700 m2 Gartenflache, Doppelgarage u. a. m. mit einer 60 m2 Einliegerwohnung eventuell für ältere Menschen, leergezogen durch Scheidung (hat manchmal auch sein Gutes!). Nach persönlicher Besichtigung gefiel es auch uns Alten und, dem Drängen der Kinder nachgebend, beschlossen wir mitzuziehen, obwohl die Einliegerwohnung dringender Reparatur- und Renovierungsarbeiten bedurfte. Wir scheuten nicht den hohen Arbeitsaufwand, zu mal der Vermieter Hilfe durch Handwerker und Material versprach (und das Versprechen bezüglich der Handwerker u. a. in Gestalt zweier junger, handwerklich sehr geschickter Polen einlöste - offenbar illegal Beschäftigte).

Am 30 4 2002 zogen wir von Bautzen nach Lotte (NRW) um. Die Konditionen: 1 040 Euro Miete und 2 000 Euro Kaution.

Der Vermieter, ein bodenständiger vermögender Westfale, fragte vorsichtig an, ob wir uns die Wohnung überhaupt finanziell leisten könnten. Wir konnten. Für die pünktlich bezahlte erste Miete bedankte er sich und ließ erkennen, daß er trotz unserer Ossi-Vergangenheit keine Vorbehalte hatte und wir als ehrliche Mieter willkommen seien.

Ihn verwunderten etwas meine Kenntnisse in der Kommunalpolitik der BRD und DDR, die in Gesprächen an den Tag kamen und ihn schlußfolgern ließen, daß seine Mieter aus den neuen Bundesländern wohl nicht die Dümmsten waren. Als ich bei Gelegenheit erwähnte, daß ich Egon Krenz persönlich kenne (er diente mit mir 1959-61 als Unteroffizier im Artillerieregiment 16 und war wie ich FDJ-Sekretär einer Abteilung) und auch dessen Wirken in der Wendezeit, da persönlich miterlebt, darstellen könne, fand er das „sehr interessant und bemerkenswert“.

Herr W H , gläubiger evangelischer Christ, ist Diplom-Landwirt, Erbe eines großen Bauernhofes und Besitzer von fünf Häusern, sämtlich vermietet. Er ist kinderlos und weiß nicht, an wen er seine Millionen einmal vererben soll.

Er wisse, wie er eingestand, wenig von der DDR, kenne sich sehr gut in Finanzfragen aus, sei aktiv tätiges Mitglied des örtlichen Aufsichtsrates der Volksbank und habe kaum Zeit für Politik. Seine Interessen: Geldgeschäfte, Immobilienkauf und -verkauf, die Jagd, das Wohlergehen seiner Bank, die Sammlung von Oldtimer-Autos, die Pflege seiner Grundstücke und die Betreuung von vier Patenkindern.

Er wunderte sich über meine umfangreiche Büchersammlung („Haben Sie die alle gelesen?“) - besonders Militärliteratur aus der DDR-Zeit und der Gegenwart.

Meine Erfahrungen in der noch kurzen Zeit des Hierseins, die vielfältigen Kontakte mit neuen Nachbarn, dem örtlichen Staatsapparat, mit Banken und Verkaufseinrichtungen bestätigen, daß in den „alten“ Bundesländern alles anders gesehen wird als im Osten Deutschlands.

Das Klischeedenken vieler Altbundesbürger über die „Ossis“ hält sich auf Bildzeitungsniveau an das alte Schema sie seien unflexibel, unbeholfen, hätten die Tendenz zum Schimpfen und Jammern, sie wollen ja nicht arbeiten, weil sie es nicht gelernt haben. Und so sei der Osten ein Faß ohne Boden ...

Die DDR sei ein Unrechtsstaat gewesen - ohne Freiheit und Demokratie, die Stasi eine Verbrecherorganisation, die Tausende umgebracht habe.

Adenauer und Ehrhardt werden verehrt, denn man verdanke ihnen das Wirtschaftswunder.

Das Nachdenken über die Frage, was nach 1945 und dem Sieg der Alliierten über den Faschismus möglich und sinnvoll gewesen wäre, ist nur schwach entwickelt. Ausnahmen bilden die Studenten, Lehrer und geschichtlich interessierte Geistesschaffende, u. a. Pfarrer.

„Die Russen“ gelten weiterhin als Bedrohung. Das Ansehen der USA ist nach Afghanistan und der Wahl von Bush zum Präsidenten nicht mehr unumstritten.

Über den Bundeswehreinsatz im Ausland gibt es - besonders wegen der steuerlichen Belastung - geteilte Meinungen.

Die „Wende“ in der einstigen DDR wird begrüßt, aber daß auch nach zwölf Jahren der Aufbau Ost nicht vorankommt, erregt Verwunderung. Über die Ursachen denkt kaum einer nach.

Hohe Anerkennung finden die Sportler aus der DDR bzw. Ostspitzensportler, die bei den olympischen Winterspielen 2002 in den USA die Masse der Medaillen kassier ten.

Stolz ist man auf das, was oft mit ehrlicher, harter Arbeit geschaffen und erreicht wurde:

-     das eigene Haus mit allem Komfort,

-     das eigene Auto oder bzw. und die Segelyacht,

-     die eigene Gemeinde (man achtet den Nachbarn),

-     den eigenen Sportverein (und auf Michael Schumachers Erfolge in der Formel 1),

-     die Leistungsfähigkeit der örtlichen Industrie und von Handel und Gewerbe,

-     die Fortschritte der Kinder,

und man schätzt die Bequemlichkeit, lehnt sich gern wohlgefällig zurück.

Sauberkeit und Ordnung stehen hoch im Kurs, meine Nachbarn freuten sich ehrlich, als wir uns im verwilderten Garten und Vorgarten schafften.

Wir, die neuen Nachbarn, wurden anfangs neugierig betrachtet, aber die Neugier wurde nicht lästig. Man ist hilfsbereit, lernfähig, zu kleinbürgerlicher Wohlanständigkeit erzogen, teilweise aufgeschlossen, aber auch verschlossen, sobald ich gesellschaftskritische Bemerkungen mache. (Z B fehlt trotz 13 000 Einwohnern eine Post, die Gemeindegebietsreform ließ das örtliche Bürgermeister-Amt verschwinden, nur einmal in der Woche hält ein beauftragter Beamter im ehemaligen Gemeindeamt einige Sprechstunden ab. Da ging es in der Ex-DDR bei allem bürokratischem Aufwand durch aus bürgerfreundlicher zu )

In den Antworten auf politische Fragen wird deutlich:

Die bevorstehenden Bundestagswahlen am 22 9 2002 sind für den Normalbürger von untergeordneter Bedeutung. Ihn interessiert mehr sein Privatleben und Wohlergehen.

Negativ beurteilt werden:

-     die Einführung des Euro ohne Volksbefragung,

-     die Preiserhöhungen aller Art, besonders bei Benzin,

-     die wachsenden Arbeitslosenzahlen im Kreis Steinfurt (zum Vergleich Kreis Steinfurt 13400 Arbeitslose, Kreis Bautzen 71000 Arbeitslose bei fast gleichen Einwohnerzahlen),

-     der wachsende Zuzug Rußlanddeutscher in den letzten Jahren (die relativ gute Renten beziehen oder Vorleistungen),

-     die Arbeit der Bundesregierung, die ihre Versprechungen zu den letzten Wahlen nicht einlöste. (Prognose: Schröder geht, Stoiber kommt.)

-     die vollmundigen Versprechungen der CDU/CSU-Kandidaten im gegenwärtigen Wahlkampf. Sie werden belächelt („Wer soll das bezahlen, wo die Kassen leer sind?“), aber auch begrüßt (ca. 50 % SPD- und 40 % CDU-Wähler).

-     die Pläne, osteuropäische Staaten in die EU aufzunehmen. Sie bereiten Unbehagen.

-     die PDS. Sie wird abgelehnt, aber zunehmend gefürchtet. Es gibt ein „Berlin-Syndrom“.

-     der Rechtsextremismus. Er wird mehrheitlich abgelehnt. Neofaschistische Tendenzen sind z. Z. in der Gemeinde weniger spürbar, aber vorhanden.

 

Positiv beurteilt werden seitens der örtlichen Presse in hohen Tönen die (kleinbürgerlichen) Feierlichkeiten zum 1. Mai, da sie „reibungslos“ und ohne von Links- oder Rechtsextremisten provozierte Zwischenfälle verlaufen seien. Besonderes Lob galt dem freundlichen aber bestimmten Auftreten der örtlichen Polizeibeamten, die Spannungen abbauten und keine „Vorkommnisse“ duldeten.

Die Bluttat in einem Erfurter Gymnasium, wo ein Schüler 18 Menschen und anschließend sich selbst erschoß, wird sehr unterschiedlich aber keineswegs systemkritisch interpretiert. Beispiel: Beim Aufstellen des Maibaums in Lotte äußerte der Festredner seine große Befürchtung, daß nun die Arbeit der zwei Schützenvereine der Gemeinde durch ein neues Waffengesetz behindert werden könnte (und ähnlichen Unsinn).

Bei einem kurzen Kneipenbummel wurde ich wegen meiner Herkunft angesprochen. Ein etwas angesäuselter Handwerker versprach mir für die Vermittlung von Aufträgen zur Reparatur von sogenannten Flachdächern in Sachsen (!) eine gute finanzielle Provision. Meine Antwort: Flachdächer könnten auch die Handwerker in Sachsen reparieren. Man sollte doch denen, die schon zu wenig Arbeit haben, nicht noch Aufträge wegnehmen! Daraufhin machte mein Handwerker abfällige Bemerkungen über die Ossis im Allgemeinen und Besonderen und ich verließ das Lokal.

Zusammenfassend möchte ich sagen: Wir, meine Familie und ich sind hier in eine auf „Ordnung und Sauberkeit“ haltende stinkkonservative (trotz SPD!) und vermiefte spießbürgerliche Welt geraten, in die so gut wie kein frischer Wind hineinweht, und deren Wertvorstellungen zuallererst am eigenen Besitzstand, seiner Bewahrung und Vermehrung orientiert sind - zu wessen Lasten auch immer. In Abwandlung eines Bismarckzitates könnte man sagen: Wenn eine Revolution stattfindet, kommt sie in Lotte und vergleichbaren Orten und Gegenden 50 Jahre später.

Meine Toleranz und menschliches Einfühlungsvermögen, Zurückhaltung und Zuhörenkönnen werden mir helfen, mich hier zurechtzufinden und auch in dieser Gesellschaft noch etwas zu verändern.

In diesem Jahr feiere ich meinen 70. Geburtstag - auch in Dankbarkeit der DDR gedenkend, der ich mein Wissen, meine linke Einstellung, meine Lebenserfahrung verdanke. Ich war bei ihrer Geburt 1949 dabei, erlebte mit diesem, meinem Staat Höhen, Tiefen, Enttäuschungen und Niederlagen.

Meine Hoffnung ist, daß es meine Enkel und Urenkel einmal besser machen werden. Und ich möchte noch meinen Teil dazu beitragen.

Meine Kinder belächeln ihren Vater, die Enkel auch, wenn sie manchmal nicht verstehen, daß man in einem „sozialen Rechtsstaat“ um seine Existenz und Würde kämpfen muß. 


vorhergehender Beitrag

Inhaltsverzeichnis

nächster Beitrag