vorhergehender Beitrag

Inhaltsverzeichnis

nächster Beitrag


Helmut Naroska

Dank DDR-Gesundheitspolitik vier Jahrzehnte ohne Krankheit und Tabletten

Von der „Lauf-dich-gesund"-Bewegung zum komplexen Gesundheitstraining

„Die Gesundheitskosten explodieren!" -„Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck und Depressionen nehmen zu!" - „Schon 25 % der Kinder sind übergewichtig!" „Für eine einschneidende Gesundheitsreform zur Kostendeckung gibt es keine Alternative!" Pharmaindustrie, ärztliche Vereinigungen, Krankenkassen, Politiker und Massenmedien scheuen keine Kosten, um dieses Trommelfeuer von Schlagworten in die Köpfe der Bevölkerung zu bringen.

„Danke DDR!" kann ich heute sagen für alle Möglichkeiten sportlicher und gesunder Lebensweise, die es ermöglichten, bis ins hohe Alter gesund und lebensfroh zu bleiben. Denn ich kann nun im Alter von 77 Jahren auf vier Jahrzehnte ohne Krankheit und ohne Tabletten zurückblicken. Den Marktschreiern und Trommlern für eine alternativlose Gesundheitsreform kann entgegnet werden: Eine zukünftige Welt ohne diese nur profit- und besitzstandsorientierte „Gesundheitsreform" ist möglich!

Es begann in den fünfziger Jahren in der DDR: „Jedermann an jedem Ort - mehrmals in der Woche Sport!" „Der Sportplatz liegt vor jeder Haustür!" „Lauf dich gesund!" „Mach mit - bleib fit!" Nie hoch genug zu würdigen bleibt die Initiative und Rolle der DDR-Sportjournalisten, die nicht zu zählende Beispiele bekannt machten und damit eine Vielzahl von Anregungen an Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene verbreiteten. Tausende Schüler waren bei den „BZ am Abend"-Läufen dabei. Für viele wurde der Start als Aktiver beim „Cross der Jugend" zum Beginn eines lebenslangen Bedürfnisses nach gesundheitsfördernder Bewegung. Bei den Kinder- und Jugendspartakiaden wurden auf Kreis-, Bezirks- und Republikebene ganze Medaillensammlungen erkämpft, die dann in den Kinderzimmern mit begründetem Stolz die Wände zierten.

Wie bei so vielen anderen begann das Gesundheitstraining mit schrittweiser Gewöhnung an 10, dann 20 und danach 30 Minuten Ausdauerlauf. Mit der Strecke einer symbolischen „Meile" kamen die „Meilenpässe" zur persönlichen Nachweisführung. Dabei kam zum 2 000-m-Laufen die Möglichkeit von 400 m Schwimmen oder 8 000 m Radfahren und 4 000 m Ski-, Fuß- oder Wasserwandern als Maßeinheit dazu. Nach den Symbolen der überaus populären Friedensfahrt gab es für jeweils nachgewiesene Meilen weiße (für 100), blaue (für 500) und gelbe (für 1 000) Trikots, die dann gerne getragen wurden. Ein unvergessliches Erlebnis wurde für mich als „Meilenkönig" des Bezirks Rostock die Delegierung zum Festivalmeilen-Endlauf während der X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin. Als einfache Volkssportler durften wir innerhalb des Internationalen Leichtathletik-Meetings im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark am 1. August 1973 starten. Der Festivalmeilen-Endlauf war im Programm zwischen dem 100-m-Lauf (mit Renate Stecher) und dem 800-m-Lauf (mit Jelisaweta Bragina) eingeordnet. Im Umkleidezelt genossen wir den herzlichen Kontakt mit den damaligen Weltspitze-Leichtathleten in regem Erfahrungsaustausch, um dann unter dem Beifall tausender Zuschauer unsere 5 Stadionrunden als geschlossene Volkssportlergruppe zu laufen.

Zu den Bezirksdelegationen bei den DDR-Turn- und Sportfesten in Leipzig gehörten stets auch Meilenläufer, die dann am Auensee trainierten und auf der „Scheibenholz" - Rennbahn ihre eigene Cross-Meisterschaft auskämpften. Hier bot ein Schweriner Arzt eine Lehrvorführung der von ihm als „Prinzip der mühelosen Anstrengung" entwickelten Lauf- und Atemtechnik an. Damals legte ich zur eigenen Überraschung zum ersten Male 20 km zurück, und das, ohne mich erschöpft zu fühlen. Mit diesem Erfolgserlebnis nach Stralsund zurückgekehrt, war in den bereits 17 gebildeten Laufgruppen der schon legendäre Rennsteiglauf in der Diskussion. Ein großes Abenteuer lockte. Aber wir bekamen zu spüren, dass bei der DDR-Sportführung dieser Lauf ein als „nicht geplante Masseninitiative" ungeliebtes Kind war. Die Meldekarten gab es nur über ein bürokratisches Verfahren in eng begrenzter Anzahl. Für mich blieb nur die Möglichkeit des „langen Kantens" von 75 km. Nach langfristiger gründlicher Vorbereitung erreichte ich nach 10 Stunden das Ziel in Schmiedefeld völlig erschöpft, aber glücklich. Zur systematischen Steigerung des eigenen Leistungsvermögens kam gerade hier das Gemeinschaftserlebnis Sport während der stundenlangen Anreise mit ausgelassener Stimmung in den Zugabteilen, den Härte- und Spaßerlebnissen auf der Laufstrecke und der Freude über die erfolgreiche Zieldurchquerung. Bis zum 30. Rennsteiglauf-Jubiläum blieb ich dabei und erlebte die schwierige Phase nach dem Umbruch 1990 und den neuen Aufschwung - nach der Umstellung zum Rennsteiglauf-Verein e. V. - zum „Härtesten Crosslauf Europas". Hier hatte sich das DDR-Erbe als zukunftsträchtig erwiesen, bereichert durch die Integration der bayerischen Bierzeltkultur mit großen Läuferfeten am Vorabend in den Startorten Eisenach, Neuhaus am Rennweg und Oberhof und nach dem Lauf in Schmiedeberg. Zahlungskräftige Sponsoren entdeckten schnell die Werbewirksamkeit, denn die Läufer kamen aus allen Bundesländern, aus ganz Europa und sogar aus den USA und Australien.

Den unschätzbaren Wert für die eigene Gesundheit durch vernünftige Stärkung des Ausdauervermögens ergänzen unvergessliche Naturerlebnisse mit dem Frühlingsgrün des Thüringer Waldes, wozu bei den Harzgebirgslaufen im Oktober die sonnendurchleuchteten Wälder des „Goldenen Herbstes" und beim Zittauer Gebirgslauf im April die frische Baumblütenpracht kommen.

Olympiasieger Dieter Baumann („West") im Gespräch mit Helmut Naroska („Ost") nach dem 8. Lubminer Waldlauf über 5 km am 26.10.2002

Im Laufsport war es selbstverständlich, dass von den ersten Begegnungen zwischen Läufern aus Ost und West eine Atmosphäre gegenseitiger Achtung und Gleichwertigkeit vorherrschte. Die ersten Ansprechpartner für uns Stralsunder waren die Sportler der Partnerstadt aus DDR-Zeiten Kiel. Eingeladen zum Lauftreff Ostufer ETK/AOK Kiel lernten wir die Problematik der DLV-Laufabzeichen kennen. Neu war der Erwerb des Marathon-Laufabzeichens, wobei alle nach einem konkreten Zeitplan in gemeinsamem Lauftempo die vorgegebenen Zeiten ereichten. Wir nahmen an den Kieler Cityläufen über eine 10-Meilen-Strecke teil und waren danach auch bei den Stadtmarathons in Hamburg, Hannover, Berlin und Frankfurt/Main dabei. Gerne fuhren unsere Westsportfreunde mit uns zu den Natur-Cross-Läufen, nahmen an den „Spaßläufen" wie Stunden-Paarlaufen mit Musik u. a. teil und brachten sich als erfahrene Sportorganisatoren nach ihrer Übersiedlung in den Osten ein, wie z. B. bei den Fachhochschul-Läufen über 10 Meilen in Stralsund.

Für uns interessante, aber nicht nachahmenswerte Erfahrungen gewannen wir bei der Unterstützung und Begleitung des Horber Extremsportlers Ingo Schulze bei seinem „Deutschlandlauf 1992" von Kap Arkona nach Lörrach über 1 305 km in 15 Tagen und des schwedischen Ostseewanderers über 4 000 km, Eric Reutersward.

Neben Ausdauerlaufen galten Schwimmen und Radfahren als gleichbedeutend gesundheitsfördernde Sportarten. In Stralsund wurde das in jedem Jahr Anfang Juli stattfindende Sundschwimmen von Altefähr /Rügen zur Seebadeanstalt am Strelasund zum nächsten Ziel der „Meilensammler" im Wasser. Die etwa 2 100 m mit nach Strömung und Wellengang stets unterschiedlich zu bewältigender Strecke stellte hohe Anforderungen und wurde von mir 17-mal zurückgelegt. Seit 1972 entwickelte sich ein herzlicher Kontakt mit tschechischen Schwimmsportlern. Von ihnen lernten wir, dass das Schwimmen im Eiswasser nicht nur gesundheitsfördernd für die Anpassungsfähigkeit des Organismus an wechselnde Warm-Kalt-Reize, sondern auch ein gutes Training für Ausdauerschwimmen im Sommer ist. So nutzte Jan Novak, der spätere zweimalige Bezwinger des Ärmelkanals von Dover nach Calais, eine 20-km-Strecke von Hiddensee nach Stralsund zum Vorbereitungstraining. Durch die Tschechen wurde das Langstreckenschwimmen auch an der Ostseeküste populär. Heute gibt es die Urkunde „DRLG-Allrounder" für die erfolgreiche Teilnahme am Sundschwimmen zur Insel Vilm, bei Usedom und zur Insel Poel. 1969 begann ich nach dem Beispiel eines in Stralsund berufstätigen russischen Spezialisten mit der Frühsportvariante: Von der Wohnung 1000 m entlang der Uferpromenade zum Freibad, Schwimmen - 1 000 m zurück das ganze Jahr hindurch, und erlebte so die erste Winterschwimmersaison als „Eisbader". Eingeladen nach Prag zum traditionellen „Nikodem-Memorial" am 2. Weihnachtsfeiertag, lernte ich die dortigen reichen sportmedizinischen und -praktischen Erfahrungen beim Schwimmen im Eiswasser kennen. Gemeinsam mit einem Stralsunder Boxtrainer, der mit seinen Kinder- und Jugendboxern als Trainingseinheit ins Eiswasser ging, um Erkältungen und Trainingsausfall zu vermeiden, wurde ich zum Initiator und Organisator der ersten im Rahmen des DTSB der DDR gegründeten Winterschwimmergruppe, der wir nach sibirischem Vorbild den Namen „Stralsunder Walrosse" gaben.

Von der Sportredaktion der Pionierzeitung TROMMEL ging dann die Initiative aus, einen „Seehund-Pokal" auszuschreiben, der bei den einmal jährlich während der Winterferien - beginnend in Lubmin 1979 - stattfindenden „TROMMEL-Treffen für Abhärtung und Eisschwimmen" an die jeweils aktivste Pioniergruppe verliehen wurde. Vermittelt durch die tschechischen Winterschwimmer, erhielt ich Einladungen zu einem I. Internationalen populärwissenschaftlichen Symposium zu Problemen des Winterschwimmern in Gdansk und einem Erfahrungsaustausch in Moskau. Die polnischen Sportfreunde machten uns mit einer 12-Punkte-Erwärmungsgymnastik und den Forschungsergebnissen für die Fischereiflotte bekannt. Der Nestor der Moskauer „Morshi" Alexander Kolguschkin nahm mich zum Training seiner Gruppe mit: 15 Minuten Sauna bei plus 100 Grad Celsius, dann durch den meterhohen Schnee bei minus 20 Grad ins Eisloch im Moskwa-Fluss. Zweite Variante: im Gorki-Park frühmorgens bei minus 35 Grad vom Eisloch in das plus 28 Grad warme Wasser des Schwimmbassins.

Höhepunkt war die Teilnahme an der in jedem Jahr anlässlich des Tages der Sowjetarmee durchgeführten „Parad Morsheij" mit Hunderten von Sportgruppen aus dem ganzen Land und dem Schwimmen in einem von Eisbrechern aufgebrochenen 100 mal 100 m Eisloch, gesichert durch Armeetaucher. Wertvoller als die unvergesslichen Erlebnisse im Kreise gleichgesinnter Freunde waren die vielen gerne weitergegebenen Erkenntnisse der sowjetischen Sportmediziner und -Wissenschaftler.

In der DDR arbeitete ein Forschungskollektiv der Poliklinik für Physiotherapie, Bereich Medizin der Humboldt-Universität unter Leitung von Professor Dr. sc. med. Conradi auf dem Gebiet der medizinischen Aspekte des Winterschwimmens. Nach dem Umbruch führte sein Mitarbeiter Dr. med. Reiner Brenke an einer Privatklinik für Naturheilkunde in Bayern diese Forschungen weiter, bis dafür keine finanziellen Mittel mehr zur Verfügung gestellt wurden. Jedoch blieb als für die Zukunft auszuwertendes Ergebnis „Das Buch vom Winterschwimmen".

Die Sportführung des DSV der DDR unterstützte die auf über 1 000 Aktive in 80 DTSB-Gruppen angewachsene Ausdehnung des Winterschwimmens durch eine zentrale Kommission zur Koordinierung und Anleitung, die nach dem Ende des DTSB im DSB nicht weitergeführt wurde.

Dessen ungeachtet nahm die Zahl der Individualisten und Gruppen, die den gesundheitsfördernden Wert des Schwimmens für sich nutzen, weiter zu. Jetzt gibt es einen von dem Pirnaer Rolf Reichel ehrenamtlich mit seinem Computer koordinierten Wintersaison-Veranstaltungsplan von Wochenendtreffen. Zum „Anbaden" laden die „Isar-Pinguine" nach Bayern ein, wahrend Ende April, organisiert von den „Stralsunder Walrossen" auf Hiddensee, „abgebadet" wird. Der Show- und Werbewert der sich „mutig in die Wellen stürzenden Eisbader" mit einer großen Zuschauerresonanz wird von den Tourismusorganisationen und Kurverwaltungen genutzt. So finden jetzt von Ahlbeck über Zinnowitz, Binz, Prerow und Boltenhagen Veranstaltungen statt, die so manchen vor allem jugendlichen Zuschauer dazu anregen, es den nun schon jahrzehntelang kerngesunden „Eisbären" nachzumachen. Auch Presse und Fernsehen tragen zur Popularisierung bei, auch wenn das scheinbar Sensationelle überwiegt.

Nicht weitergeführt werden konnten nach der Einführung der D-Mark als Zahlungsmittel in der DDR die vielfältigen freundschaftlichen Beziehungen mit den tschechischen, polnischen und sowjetischen Sportlern. Waren bis 1990 die Reisekosten mit dem 2 DDR-Pfennig-Kilometertarif des RGW für Bahnfahrten oder sogar Freifahrtscheine für in BSG-Lokomotive-Organisierten überaus günstig, so ist der jetzt erforderliche Aufwand selbst in Fahrgemeinschaften per Auto oder Bus zu hoch. Viel härter trifft es die ausländischen Sportler, weil die Monatseinkommen, vor allem bei Rentnern, so niedrig sind, dass an weite Reisen nicht zu denken ist.

Neben den vier Ausdauersportarten Laufen, Wandern, Schwimmen und Radfahren wurde eine weitere Variante des komplexen Gesundheitstraining die Gewöhnung der Thermoregulation des Organismus an wechselnde Kalte- und Hitzereize, oft fälschlich einseitig als „Abhärtung" bezeichnet.

Dazu dienen neben dem Schwimmen im Eiswasser mit vorausgehender und anschließender Erwärmung regelmäßige Saunabesuche. Hier wirkt ja eine umgekehrte Reihenfolge: Erhitzen - Abkühlen im Tauchbecken - Erhitzen. Aus den Forschungsergebnissen von Professor Dr. Ardenne zu DDR-Zeiten bei der Entwicklung seiner Sauerstoff-Sauna blieben Erkenntnis und Erfahrung, dass der Gesundheitseffekt um so stärker ist, desto langer beim Schwitzbad der Organismus mit einem „Gesundfieber" von um 40 Grad Celsius Körpertemperatur Abwehrreaktionen herausbildet.

Die von einem finnischen Arzt empfohlene Ausdehnung des Aufenthalts im Schwitzraum auf bis zu 30 Minuten mit anschließendem Aufenthalt von 5 bis 10 Minuten im Tauchbecken erwies sich in der Eigenerprobung als wohltuend, auch wenn alle traditionellen Empfehlungen nur vom Wechsel von jeweils 15 Minuten Schwitzraum - kurzes Eintauchen im Becken - 15-20 Minuten im Ruheraum ausgehen.

Die Länge des Aufenthalts im Eiswasser beim Winterschwimmen darf auf keinen Fall durch Suchen nach „persönlichen Rekorden" bestimmt werden. Zu schnell ist eine Unterkühlung, die Muskelzittern hervorruft, möglich. Denn bei starkem Wind kann die auf der Haut gefühlte Körpertemperatur 10-15 Grad Celsius niedriger liegen als die mit einem Thermometer gemessene. Alle Erfahrungen bestätigen, dass bei gut dosiertem Umgang mit wechselnden Warme- und Kältereizen eine nachweisbare Wirkung zur Vermeidung von Erkaltungskrankheiten eintritt. So erhielt der Stralsunder Winterschwimmer Gunter Ziese für eine Fotoserie „Grippe-Schutz-Impfung" 1992 vom damaligen BRD-Gesundheitsminister Dr. Horst Seehofer den 1. Preis in Hohe von 3 000 DM.

Bei der Nutzung der Möglichkeiten zu Individualreisen im privatem Urlauberaustausch mit Bekannten und Freunden in der Sowjetunion, wenn auch von den dortigen Behörden nicht gerne gesehen und oft bürokratisch behindert, konnte ich durch die Familie eines Biokybernetik-Professors an der Kiewer Universität Einblick in die asiatische Naturmedizin und die Praxis des Yoga gewinnen. Wesentliche Erkenntnisgewinne ergaben sich mit dem Verständnis für die damals in der DDR noch abgelehnte weltanschauliche Komponente und die Möglichkeiten für eine effektive Atemtechnik sowie die Verbesserung der Beweglichkeit des Organismus. Mit späteren Stretching-Elementen ließ sich eine individuelle Gymnastik-Variante entwickeln.

Als ich mit dem als Solidarität für Vietnam motivierten Blutspenden begann, ahnte ich noch nicht, welche positive Wirkung für das eigene Immunsystem mit der ständigen Erneuerung von Teilen des Blutes verbunden war. Informiert durch kaum beachtete britische Forschungsergebnisse in dieser Richtung, machte ich die Erfahrung, dass bei Verletzungen keine Entzündungen und Vereiterungen auftraten. Logisch überzeugend wirkten auch die mittelalterlichen Methoden des Ansetzen von Schröpfköpfen gegen Bluthochdruck. Als ich, gezwungen durch die geltenden BRD-Gesetze, nach der Beendigung des 65. Lebensjahres aufhören musste, hatte ich 105-mal und damit 42 Liter Blut gespendet und so 6- bis 7-mal mein Blut ausgetauscht und aufgefrischt.

Wie bei den unverzichtbaren Werten durch das Gemeinschaftserlebnis Sport war auch im Kreis der Stamm-Rotkreuz-Blutspender das besonders starke Zusammengehörigkeitsgefühl ein wesentliches Element sozialen Wohlbefindens als gesundheitsfördernder Lebensweise. Die Umstellung der staatlich finanzierten DDR-Blutspendezentralen zu GmbH nach 1990 ließ nur noch bescheidene Ehrungen verdienter Blutspender bei den Jahresauswertungen im Vergleich zu den Wochenendveranstaltungen mit Ehepartnern und mehrtägigen Gemeinschaftsreisen zu. Trotzdem ist auch heute die Tradition der Auszeichnung unentgeltlich handelnder Blutspender mit Ehrennadeln und kleinen Präsenten eine Gelegenheit zu herzlichen Wiedersehenstreffen von Gleichgesinnten, die ihr wertvolles Blut uneigennützig zur Verfugung stellen.

Eine echte Gesundheitsreform ist heute auf dem Gebiet der Ernährung bitter notwendig. Die eigenen Erfahrungen lehren den konsequenten Verzicht auf das Rauchen, einen genussvollen Umgang mit Alkohol und ein kontinuierliches Wohlbefindensgewicht. Ich habe eine „psychologische Bremse" beim Alkohol festgestellt, wenn es „einfach nicht mehr schmeckt", wenn infolge so vieler erprobter Belastungen des Organismus erste Anzeichen eingeschränkter Bewegungskoordination fühlbar werden. Es ist unumgänglich an der Zeit, dass die Massenmedien die gesamte Bevölkerung über seriöse Bücher zu den Themen „Die große Cholesterin-Lüge" und die „Große Ernährungs-Lüge" informieren, anstelle im Interesse der Pharma- und Lebensmittelkonzerne aktiv zu sein.

Dank der eigenen DDR-Erfahrungen konnte ich mir zu meinem 75. Geburtstag noch einen Marathonlauf, einen Rennsteiglauf und ein Sundschwimmen schenken, erneut bekräftigt in dem Grundsatz: Altersgesundheit und Alterskrankheiten holt man sich in der Jugend!

 


vorhergehender Beitrag

Inhaltsverzeichnis

nächster Beitrag